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Am Ostermontag, dem 21. April 2025, hat Papst Franziskus seine Seele Gott zurückgegeben, nachdem er am Vortag Ostern gefeiert und – wie in einem letzten Atemzug – seinen Segen Urbi et Orbi auf dem Petersplatz in Rom erteilt hatte. So vollendete er in äußerster Treue sein ganz dem apostolischen Auftrag geweihtes Leben in der Nachfolge Jesu Christi.

Papst Franziskus empfing Bischof Delville persönlich am 4. Juli 2022 © Vatican Media

Papst Franziskus hat uns kürzlich eine sehr ausführliche Autobiografie hinterlassen. Darin erfahren wir von seiner Kindheit in einer Familie italienischer Einwanderer. Schon früh musste er morgens arbeiten – zunächst in einer Strumpffabrik, dann in einem Labor –, um sein Studium zu finanzieren. Er trat in die Gesellschaft Jesu ein und vertiefte so sein Verständnis für die Mission. Wie der heilige Ignatius von Loyola geht er vom menschlichen Erleben aus, um Gott zu entdecken. Er engagierte sich persönlich in einem Dienst der Nähe zu den Menschen. Als Bischof sammelte er Erfahrung in einer volksnahen Stadtpastoral. Er wählte einen armen und einfachen Lebensstil, lehnte jedoch bewaffneten Kampf entschieden ab. Das prägte sein Missionsverständnis und seine Aufmerksamkeit für die Armen. Seine lateinamerikanische Kultur sensibilisierte ihn besonders für soziales Engagement und Volksfrömmigkeit – mehr als für Theologie und die mystische Dimension des Glaubens. Dies zeigt sich auch im apostolischen Schreiben Evangelii gaudium („Die Freude des Evangeliums“), das am 26. November 2013 veröffentlicht wurde und das ich mit Freude in der belgischen französischen Ausgabe vorworten durfte.

Es handelt sich dabei um ein echtes Grundsatzprogramm, das Papst Franziskus uns vorgelegt hat. Persönlich hat es mich stark für mein Bischofsamt inspiriert, das drei Monate nach der Wahl von Papst Franziskus begann. Darin legt er seine Sicht auf Kirche und Gesellschaft dar. Die ersten beiden Kapitel zeichnen ein Bild der Kirche und der Gesellschaft, typisch für sein Denken. Kapitel 3 widmet sich dem Thema des Bischofssynode: der Verkündigung des Evangeliums. Kapitel 4 und 5 ziehen die sozialen und spirituellen Konsequenzen aus dieser Verkündigung – aus der charakteristischen Perspektive des Heiligen Vaters. Der Titel des Dokuments, Evangelii gaudium, stellt die Freude in den Vordergrund – eine Eigenschaft, die Papst Franziskus selbst ausstrahlt. Er zögert nicht zu sagen, dass „die missionarische Tätigkeit das Paradigma jeder kirchlichen Aufgabe“ ist (§15).

1. Die Kirche in einer Haltung der "Ausgangsbewegung"

Zum Thema Kirche schreibt der Papst: „Ich spüre die Notwendigkeit, in eine heilsame „Dezentrierung“ zu wachsen“ (§16). So wird er später eine ständige Kommission aus neun Kardinälen aus der ganzen Welt einrichten, um die Zukunft der Kirche zu lenken. Das Kirchenverständnis, das Papst Franziskus vorschlägt, ist das einer Kirche, die nach außen gerichtet ist, auf den Anderen zugeht; er spricht vom „Dynamismus der „Ausgangsbewegung“, den Gott bei den Gläubigen hervorrufen will“ (§20). Er definiert die „Kirche auf dem Auszug“ als „die Gemeinschaft der missionarischen Jünger, die die Initiative ergreifen, sich einbringen, begleiten, Frucht bringen und feiern“ (§24). Es gilt, den Refrain „Wir haben es immer so gemacht“ zu vermeiden (§33). Diese Option prägte sein gesamtes Pontifikat.

Dies bedeutet eine Veränderung: „Ich stelle mir eine missionarische Wahl vor, die in der Lage ist, alles zu verwandeln, damit Gewohnheiten, Stile, Zeiten, Sprache und alle kirchlichen Strukturen zu einem geeigneten Kanal für die Evangelisierung der heutigen Welt werden“ (§27). Dies erfordert eine „Konversion des Papsttums“ (§32). Was den Bischof betrifft, so muss er manchmal vor seiner Herde gehen, manchmal mitten unter ihr und manchmal hinter ihr, denn „die Herde selbst hat einen Geruchssinn, um neue Wege zu finden“ (§31)! Was die Priester betrifft: „Wir verhalten uns häufig wie Hüter der Gnade und nicht wie Vermittler. Aber die Kirche ist keine Zollstelle, sie ist das väterliche Haus, in dem für jeden Platz ist, auch für den, der ein schwieriges Leben führt“ (§47). So muss man zu den „menschlichen Peripherien“ (§46) gehen, mit diesem Wort, das der Papst liebt; man muss wissen, dass die Armen die bevorzugten Empfänger der Evangelisierung sind (§48). Der Papst schließt sein Kapitel über die Kirche mit Nachdruck: „Ich will keine Kirche, die sich damit beschäftigt, das Zentrum zu sein und sich schließlich in einem Gewirr von Fixierungen und Verfahren verschließt“ (§49).

2. Die Welt und ihre Ungerechtigkeiten

Papst Franziskus, der aus dem Süden stammt, hat die Marginalisierung der Völker der Dritten Welt aus nächster Nähe erlebt. Das ist das Ziel des zweiten Kapitels: „Der größte Teil der Männer und Frauen unserer Zeit lebt in täglicher Unsicherheit mit katastrophalen Folgen.“ Dieser Skandal führt zu Standpunkten, die der Papst in vier Unterüberschriften festhält: „Nein zu einer Wirtschaft der Ausgrenzung“ (§53), „Nein zur neuen Götzenverehrung des Geldes“ (§55), „Nein zum Geld, das herrscht statt zu dienen“ (§57), „Nein zur sozialen Ungleichheit, die Gewalt erzeugt“ (§59).

Der Papst erhebt seine Stimme gegen die Ausgrenzung der Arbeitslosen (§53): „Große Massen von Menschen werden ausgeschlossen und marginalisiert, ohne Arbeit, ohne Perspektiven, ohne Auswege.“ Daraus resultiert die „Zivilisation des „Wegwerfens“. Als Alternative schlägt der Papst vor, sich in den neuen Strom der Kommunikation einzutauchen. Er ist entschlossen optimistisch: „Wir verspüren die Notwendigkeit, die Mystik des Zusammenlebens zu vermitteln, sich zu vermischen, sich zu treffen, sich in den Arm zu nehmen, sich zu unterstützen, an dieser etwas chaotischen Flut teilzunehmen, die sich in wahre Brüderlichkeit, in eine solidarische Karawane, in eine heilige Pilgerreise verwandeln kann“ (§87).

3. Die Verkündigung des Evangeliums

Mit diesem Titel behandelt Kapitel 3 das ausdrückliche Ziel der apostolischen Ermahnung. Der Papst betont zunächst, dass das ganze Volk das Evangelium verkündet. Denn auch als Volk wird man gerettet: „Gott hat gewählt, alle Menschen als Volk zu berufen und nicht als isolierte Wesen. Niemand wird allein gerettet, das heißt, weder als isolierte Einzelperson noch durch seine eigenen Kräfte“ (§113). Der Papst betont dann die Bedeutung der Predigt und ihrer Vorbereitung. Man weiß, dass ihm dieses Thema sehr am Herzen liegt, da er jeden Morgen die Predigt für seine Messe im Haus Santa Marta vorbereitete. Papst Franziskus sieht die Predigt als einen Dialog zwischen Gott und seinem Volk, vermittelt durch den Hirten: „Der Herr freut sich wirklich, mit seinem Volk zu dialogisieren, und der Prediger muss den Menschen dieses Vergnügen des Herrn spüren lassen“ (§141). Als Mittel zur Verkündigung des Wortes Gottes schlägt er auch die Katechese, die geistliche Begleitung und das Studium der Heiligen Schrift vor.

4. Die soziale Dimension der Evangelisierung

Im Kapitel 4 hebt der Papst die sozialen Folgen der Evangelisierung hervor: „Das Kerygma besitzt unweigerlich einen sozialen Inhalt: Im Herzen des Evangeliums steht das Gemeinschaftsleben und das Engagement mit anderen“ (§177). Diese enge Verbindung zwischen Evangelisierung und Gesellschaft ist ein Kennzeichen des Denkens des Papstes. Er geht hier auf zwei Fragen ein: die soziale Integration der Armen und die Suche nach Frieden und sozialem Dialog (§185).

Was die soziale Integration der Armen betrifft, so hebt der Papst die Würde der Armen hervor: „Die Armen haben einen besonderen Platz im Herzen Gottes, so sehr, dass er sich selbst arm gemacht hat (2 Kor 8,9). Der ganze Weg unserer Erlösung ist von den Armen geprägt“ (§197). Dann schreibt er mit Nachdruck: „Solange wir die Probleme der Armen nicht radikal gelöst haben, indem wir auf die absolute Autonomie der Märkte und der Finanzspekulation verzichten und die strukturellen Ursachen der sozialen Ungleichheit angehen, werden die Probleme der Welt nicht gelöst werden, und letztlich wird kein Problem gelöst sein. Die soziale Ungleichheit ist die Wurzel der Übel in der Gesellschaft“ (§202).

Was die Suche nach Frieden betrifft, so verbindet der Papst dies mit der Gerechtigkeit: „Ein Frieden, der nicht das Ergebnis der integralen Entwicklung aller ist, wird keine Zukunft haben und immer Samen neuer Konflikte und neuer Formen von Gewalt tragen“ (§219). Er schlägt vier Prinzipien vor, die die Entwicklung des sozialen Zusammenlebens und den Aufbau eines Volkes leiten (§221), die er auch später oft wiederholen wird.

  1. Die Zeit ist mehr als der Raum: „Die Bürger leben in einer Spannung zwischen der Situation des Augenblicks und dem Licht der Zeit, einem größeren Horizont, der Utopie, die uns auf die Zukunft als endgültiges Ziel hinführt und anzieht. Daraus ergibt sich ein erstes Prinzip für den Fortschritt beim Aufbau eines Volkes: Die Zeit ist mehr als der Raum“ (§222).

  2. Einheit ist mehr als Konflikt: „Es ist ein unverzichtbares Prinzip, den Konflikt zu akzeptieren, ihn zu lösen und ihn in ein Glied eines neuen Prozesses zu verwandeln“ (§227), um soziale Freundschaft aufzubauen (§228).

  3. Die Realität ist wichtiger als die Idee: „Dies bedeutet, verschiedene Arten zu vermeiden, die Realität zu verschleiern: den idealistischen Purismus, die Totalitarismen des Relativismus, den Intellektualismus ohne Weisheit“ (§231).

  4. Das Ganze ist mehr als das Teil: „Man sollte nicht zu besessen von begrenzten und speziellen Fragen sein. Man muss immer den Blick erweitern, um ein größeres Gut zu erkennen, das allen zugutekommt“ (§235).

Der soziale Dialog ist ein Beitrag zum Frieden. „Die Kirche verkündet das ‚Evangelium des Friedens‘ (Eph 6,15) und ist offen für die Zusammenarbeit mit allen nationalen und internationalen Autoritäten, um sich dieses großen Gutes anzunehmen“ (§239). Hinzu kommen der Dialog mit den Wissenschaften, der ökumenische Dialog, der Dialog mit dem Judentum, der interreligiöse Dialog. „Dieser interreligiöse Dialog ist eine notwendige Bedingung für den Frieden in der Welt und daher eine Pflicht für Christen ebenso wie für andere religiöse Gemeinschaften“ (§250).

5. Evangelisieren im Geist

Mit diesem Titel schließt Papst Franziskus sein Apostolisches Schreiben und richtet den Blick auf den Heiligen Geist, „der die Kraft verleiht, das neue Evangelium mit Kühnheit (Parrhesia) zu verkünden“ (§259). Er plädiert für einen erneuerten missionsischen Impuls durch die persönliche Begegnung mit Jesus (§267). So wird man das geistliche Vergnügen erleben, ein Volk zu sein (§268). Dies geschieht auch im Gebet der Fürbitte, das an den Heiligen Geist gerichtet ist (§282). Maria lädt uns dazu ein als „Mutter der Evangelisation“ und „Stern der neuen Evangelisation“. An Maria richtet Papst Franziskus das Gebet, das sein Apostolisches Schreiben abschließt.

6. Der Kampf gegen den Klerikalismus

Diese Schwerpunkte prägen das gesamte Pontifikat von Papst Franziskus. Er verurteilt den Klerikalismus, ein geschlossenes System, das schwere Abweichungen verbergen kann. So hat er die Verbrechen der Pädophilie verurteilt und verfolgt, die in den Kirchen weltweit für mindestens ein halbes Jahrhundert verborgen blieben. Der Papst hat viele Maßnahmen ergriffen, um den Opfern zu helfen und die Täter zu bestrafen, sogar indem er sie aus der Kirche ausschließt. 2014 hielt er vor den Mitgliedern der römischen Kurie eine Neujahrsansprache, in der er die „15 Krankheiten“ der Kurie anprangerte. Er reformierte diese mit der Konstitution Praedicate evangelium (2022). Diese Politik der inneren Reinigung geht mit einer externen Aktion einher.

7. Globale Probleme

Das weltweite Engagement des Papstes begann mit seiner ersten Reise, die ihn nicht in ein großes christliches Land führte, sondern an den Rand der Welt, auf die Insel Lampedusa im Mittelmeer, dort, wo viele Migranten aus Afrika oder Asien ankommen.

Eine große Neuerung, die Papst Franziskus eingebracht hat, ist seine Enzyklika Laudato si‘ (2015) über die Ökologie. Es handelt sich um ein Plädoyer für eine integrale Ökologie, bei der der Mensch ebenfalls berücksichtigt wird und ebenfalls geschützt werden muss. Das Dokument ist sehr gut dokumentiert und bietet eine Synthese der Probleme mit Lösungsvorschlägen. Es untersucht die Angriffe auf die Ökologie anhand der vier Elemente: Erde, Meer, Himmel, Feuer. Er führt jedes Jahr im September die „Schöpfungszeit“ ein, die das Engagement der Christen für den Schutz der Schöpfung fördert. In seiner apostolischen Ermahnung Laudate Deum (2023) prangerte er die Bedrohung durch unser technologie-ökonomisches System der grenzenlosen Ausbeutung von Ressourcen und Menschen an, das der ganzen Erde schadet.

Danach stellte er sich mit Entschlossenheit der Covid-Krise, insbesondere indem er eine öffentliche Zeremonie auf dem Petersplatz leitete, bei der er alleine im Regen zu sehen war, wie Millionen von Menschen, die durch die Pandemie 2020 isoliert waren.

Mit seiner Enzyklika Fratelli tutti entwickelte Papst Franziskus die Idee einer universellen Brüderlichkeit (2020). Er ging von seiner Begegnung mit dem Großimam von Kairo, Ahmed Al-Tayyeb, aus und entwickelte die Idee einer Brüderlichkeit ohne Grenzen von Rassen, Nationalitäten oder Religion.

Er stellt sich ständig gegen die laufenden Kriege, insbesondere in der Ukraine und in Gaza, im Sudan, in der DR Kongo und anderswo, und sucht nach Wegen für Dialog, Frieden und Hilfe für die Bevölkerung. 2025 wendet er sich an Präsident Trump und betont die Lehren der Sozialdoktrin der Kirche.

9. Le dynamisme spirituel du pape

En 2015, le pape François lance le jubilé de la miséricorde, pour consacrer toute une année à l’amour gratuit de Dieu pour l’humanité et à la réponse que cela suscite en nous. Il invite chacun à la sainteté dans l’exhortation Gaudete et exultate (2018). Il participe activement aux journées mondiales de la jeunesse et ne rate pas une audience du mercredi ou un Angelus du dimanche. 

Le pape a manifesté un dynamisme exceptionnel dans toutes ses activités, dans ses audiences privées ou publiques. Il lance l’initiative d’un dimanche consacré à la Parole de Dieu (en janvier, le troisième dimanche du temps ordinaire) ; puis d’un dimanche des pauvres (en novembre, 33e dimanche du temps ordinaire ; et enfin celle d’un dimanche des personnes âgées (4e dimanche de juillet). En 2022, il publie la lettre Desiderio desideravi, sur la liturgie, invitant chaque chrétien à vivre intérieurement la prière liturgique. C’est aussi en 2022 que les évêques belges font une visite Ad limina à Rome et au pape, qui nous a reçus très cordialement pendant deux heures conviviales.

Ses voyages en septembre 2024 ont étonné le monde. À 87 ans, il entamait un périple en Asie du Sud-Est, puis une visite en Belgique et au Luxembourg. Lors de celle-ci il a étonné le peuple par sa vitalité : son programme, centré sur les 600 ans de l’Université de Louvain, sur la rencontre des prêtres, diacres, religieuses et religieux, animateurs pastoraux, sur la rencontre des victimes de pédophilie, sur les rencontres officielles et sur la messe au Stade Roi Baudouin, a été élargie à la visite des SDF de Saint-Gilles à Bruxelles, à celle des jeunes au stade du Heysel, à des rencontres d’immigrés afghans et au recueillement sur la tombe du roi Baudouin. Le pape a étonné plus d’un par ses prises de position parfois énoncées à l’emporte-pièce, via une médiatisation particulièrement invasive. 

Il a recentré la foi des chrétiens sur le Christ par son encyclique Dilexit nos (2024), qui manifeste l’amour gratuit du Christ Jésus, dont le cœur aime chacun. Il a élargi le propos de la révélation chrétienne en demandant dans sa lettre apostolique sur la littérature (2024) d’ouvrir nos esprits à la condition humaine à travers ses multiples expressions dans les écrits divers des cultures contemporaines.

Conclusion

Par ses innombrables activités, éclairées par ses nombreux écrits, le pape François a bousculé ou boosté l’Église. Il a tracé des voies qui sortent l’Église de plusieurs impasses et ouvrent des pistes d’avenir : en matière d’éthique familiale, de lutte contre la pédophilie, d’opposition à l’entre-soi clérical, d’ouverture à l’écologie, de fraternité universelle, de dialogue entre religions, de positionnement contre la guerre, de spiritualité personnalisée, de gestion participative de l’Église, d’ouverture au rôle des femmes et des laïcs. Certes, bien des chantiers sont ouverts. Il revient à toute l’Église de les continuer, de les développer ou de les ajuster si nécessaire !

+ Jean-Pierre Delville, évêque de Liège

 

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