Das Foto dieser Woche wurde uns von Michel Pesser, dem Sekretär der Kirchenfabrik Saint-Fiacre, zugesandt. Es wurde am 29. April aufgenommen, während eines Besuchs der neu gestarteten Restaurierungsarbeiten am Dach der Kirche Saint-Fiacre in Dison. Auf dem frisch errichteten Gerüst erkennt man Benoît Thimister (in Blau), Schatzmeister der Kirchenfabrik, sowie einen Dachdecker in der Nähe des Wetterhahns auf dem Turm. Dieser Hahn, eine vertraute Figur über unseren Köpfen, wurde vor dreißig oder vierzig Jahren per Helikopter dort angebracht!

Wussten Sie das?
Warum Hähne stolz die Spitzen unserer Kirchtürme zieren, lässt sich nicht mit letzter Sicherheit sagen. Schon in den frühen Jahrhunderten des Christentums findet man den Hahn auf Grabsteinen – als Symbol der geistigen Wachsamkeit. Er steht für den Übergang von der Dunkelheit zum Licht, eine Metapher für die Auferstehung Christi. Den Gläubigen erinnert er an das Versprechen eines spirituellen Neubeginns.
Im Mittelalter wurde der Hahn mit der Figur des Predigers verglichen: Wie dieser hat der Hahn die Aufgabe, „die schlafenden Seelen zu wecken“. Zudem erinnert das Tier auch an die dreifache Verleugnung Jesu durch den Apostel Petrus – was den Hahn zu einem regelmäßigen ikonografischen Attribut von Petrus macht. Laut dem Evangelium verleugnet Petrus Jesus dreimal, bevor der Hahn kräht. Seither wird der morgendliche Gesang des Hahns für ihn zur schmerzlichen Erinnerung an seine menschliche Schwäche. Auf den Kirchtürmen postiert, wäre der Hahn somit ein stummer Zeuge der Zerbrechlichkeit des Menschen, aber auch ein Zeichen der Hoffnung: Wie Christus kündigt er das Ende der Nacht und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit an. Immer dem Wind zugewandt, würde der Wetterhahn dann Christus symbolisieren, der führt und schützt, selbst angesichts der Stürme der Seele.
Die Verwendung des Hahns als Schmuck für Kirchtürme lässt sich jedoch nicht genau datieren. Der älteste bekannte Wetterhahn, aus vergoldetem Bronze, wurde im 11. Jahrhundert in Brescia, im Norden Italiens, vom Bischof Rampert angebracht. Eine Chronik berichtet sogar, dass er ihn bereits im Jahr 820 anbrachte und dass Papst Leo IV., von dieser Idee begeistert, entschied, es auch an der Basilika St. Peter zu tun. Eine päpstliche Urkunde aus dem 10. Jahrhundert, möglicherweise von Leo IV. oder Nikolaus I. ausgestellt, könnte den Hahn auf Kirchtürmen zum Gedächtnis an den heiligen Petrus verordnet haben.
Schließlich gibt es eine humorvollere, weniger kanonische Volksüberlieferung, die besagt, dass der Apostel Petrus stets von einem Hahn begleitet wurde, der ihn jeden Morgen an seine vergessliche Natur erinnerte. Eines Tages, überdrüssig von dieser Erinnerung, trat er den Vogel so kräftig, dass dieser in die Luft flog, auf die Spitze des Kirchturms landete und dort seitdem für die Ewigkeit verweilt.
Das Geheimnis bleibt also ungelöst, und der Hahn kräht weiter auf unseren Kirchtürmen, ohne alle seine Geheimnisse zu verraten...
Céline Dallemagne